12. März 2025

Erfahrungen aus Leipzig, Berlin und Tartu

Bildungssysteme sind national und regional unterschiedlich organisiert und variieren daher stark von Land zu Land. Welche Antworten und Lösungen verschiedene Länder für die Schulbildung sowie die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen entwickeln, wollte Deborah Bernhard herausfinden. Ein Erfahrungsbericht:

Meine erste Station im Rahmen des durch Movetia geförderten Programms «Staff Mobility for Training» (STT) führte mich nach Leipzig und Berlin. Dort lag mein Fokus auf dem Schultyp der Gemeinschaftsschulen, die sich in verschiedenen deutschen Bundesländern etabliert haben. In diesen Schulen werden alle Schüler*innen bis zur 10. Klasse oder darüber hinaus gemeinsam unterrichtet, um die Durchlässigkeit im Bildungssystem zu fördern und die Chancengerechtigkeit zu stärken. Während meines Besuchs konnte ich eine private Gemeinschaftsschule besichtigen und Gespräche mit Verantwortlichen der Gemeinschaftsschulen in Leipzig und Berlin führen. Besonders beeindruckt hat mich die Offenheit und Hilfsbereitschaft der deutschen Behörden, die mich sehr unterstützten.

Meine zweite Station war Tartu in Estland, wo die PH Luzern eine Partnerhochschule hat. Estland ist bekannt für seine guten Ergebnisse bei PISA-Tests und seine Vorreiterrolle in der Digitalisierung. Durch Schulbesuche und Gespräche mit Lehrpersonen, Schulleitungen und Dozierenden der Universität konnte ich Einblicke in das estnische Schulsystem und die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften gewinnen. Auch in Estland lernen alle Schüler*innen in den Klassen 1 bis 9 gemeinsam, ohne eine Trennung nach Leistungsniveaus – eine Gemeinsamkeit, die sie mit den Gemeinschaftsschulen in Deutschland verbindet.

Ein persönliches Highlight für mich als politisch und geschichtlich interessierte Person war die Beschäftigung mit den historischen Entwicklungen des Landes. Mir war beispielsweise zuvor nicht bewusst, dass die deutsche Sprache aufgrund der Deutsch-Balten über lange Zeit hinweg eine bedeutende Rolle spielte und seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine wieder vermehrt als zweite Fremdsprache gewählt wird. Beeindruckend war auch zu sehen, wie sich Estland seit der Unabhängigkeit 1991 entwickelt hat und was es bedeutet, nicht wie die Schweiz von demokratischen Ländern umgeben zu sein, sondern eine Grenze mit Russland zu teilen. Das wurde mir unter anderem durch die zahlreichen uniformierten NATO-Soldat*innen im Frühstücksraum meines Hotels deutlich vor Augen geführt.


Kontakt

Leiterin Langzeitweiterbildung Seitenwechsel
Deborah Bernhard
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