Am 7. März 2025 starb Kurt Messmer, der angesehene Geschichtsdidaktiker und bekannte Luzerner Historiker aus Emmen. Er hat mit seiner Arbeit die PH Luzern massgeblich geprägt, viele Lehrer/-innen für Geschichte begeistert und mit seinen Publikationen eine breite Öffentlichkeit erreicht.
Kurt Messmer kam über das Lehrerseminar Hitzkirch an die Universität in Zürich und doktorierte zum Luzerner Patriziat. Sein beruflicher Werdegang als Lehrerbildner führte ihn, wie das für seine Generation typisch war, vom Volksschullehrer zum Geschichts- und Geschichtsdidaktiklehrer am Kantonalen Lehrerinnen- und Lehrerseminar Luzern sowie bei der Ausbildung für Reallehrpersonen. Mit der Tertiarisierung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung leitete Kurt Messmer den Fachbereich Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz / Luzern.
Von 2003 bis 2011 wirkte er an der PH Luzern als Fachleiter Geschichte, und an der Universität Fribourg lehrte er von 1995-2011 als Geschichtsdidaktiker an der Sekundar- und Gymnasiallehrpersonenausbildung. Er war auch Beauftragter für Geschichtsunterricht im Kanton Luzern und Mitglied der Denkmalkommission des Kantons Luzern von 1995 bis 2018. Geschichtsvermittlung stand damit ganz in seinem Fokus.
Mit seiner Methodik prägte Kurt Messmer den Geschichtsunterricht auf der Volksschulstufe sowie den Gymnasien und Mittelschulen. Ein wichtiger Grundstein seines Schaffens war «Geschichte im Unterricht», eine Publikation zum Geschichtsunterricht anhand ausgewählter praktischer Beispiele. Sie erschien 1979 und stand für einen sozialgeschichtlichen Zugang. Kurt Messmer zählt so zu den frühen Geschichtsdidaktikern aus der Schweiz, die aus einem Lehrberuf kommend, das Fach Geschichte studiert haben, breite Erfahrungen auf der Zielstufe mitbrachten und sich selbst laufend weiterbildeten. Er wirkte als gewichtiger Promotor der «Erneuerung des Geschichtsunterrichts». Nach dem Studium an der Universität Zürich bei Marcel Beck und Hans Conrad Peyer war für ihn klar, dass aktuelle Erkenntnisse der Geschichtswissenschaft in geeigneter Form in den Unterricht und in die Lehrmittel Einzug halten mussten, was er als Mitautor beim Reformlehrmittel «Weltgeschichte im Bild» einbrachte.
Kurt Messmer stützte sich bei seinen praktischen und theoretischen Veröffentlichungen sowohl auf seinen reichen Erfahrungsschatz als Geschichtsvermittler in Schule, Hochschule und Öffentlichkeit wie auch auf geschichtsdidaktische und erziehungswissenschaftliche Forschungen. Bereits im Jahr 2000 veröffentlichte er mit Kollegen «Warum fuhr Kolumbus nicht nach Afrika? ‘Geschichte und Politik’ messen». Seine eigenen Forschungen sowie die Rezeption der Erkenntnisse der damals in Deutschland aufkommenden Disziplin Geschichtsdidaktik führten ihn dazu, der Eigenaktivität der Schüler/-innen im Geschichtsunterricht grossen Wert beizumessen und Reflexität als Leitkategorie der Geschichtsvermittlung zu propagieren. «Die Geschichte der Geschichte» zählte so zu seinen Steckenpferden. All dies waren beste Voraussetzungen, damit Kurt Messmer an der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz / Luzern als Fachleiter den Fachbereich Geschichte kompetent aufbauen und zum Erfolg führen konnte.
Zusammenarbeit war Kurt Messmer wichtig, was sich in seiner breiten Mitautoren- und Mitherausgeberschaft zeigt. Als Geschichtsdidaktiker baute er die institutionalisierte Geschichtsdidaktik mit auf. Ihm diente der sogenannte «Bodenseekreis» als Austauschplattform mit Kollegen (Kolleginnen waren damals auch in der Geschichtsdidaktik noch selten) aus der Schweiz und angrenzenden Gebieten. Kurt Messmer erkannte auch früh die grosse Bedeutung der Geschichtsvermittlung in der Öffentlichkeit. Dabei half ihm besonders, dass er nicht nur ein begnadeter Lehrer und Didaktiker war, sondern auch für die verschiedenen Zielgruppen die angemessene und verständliche Sprache fand. Mit seinen kernigen didaktisierten Slogans brachte er seine Ansätze auf den Punkt, wie «Raus aus dem Haus!». Er leitete zahlreiche Exkursionen, die ebenso sein Markenzeichen waren und ihn zu einem «Public Historian» machte, als es diese Bezeichnung noch gar nicht gab.
Wichtig war Kurt Messmer auch der lokale Bezug. Er war ein grosser und leidenschaftlicher Förderer der Emmer Erinnerungskultur und publizierte zur Emmer Geschichte. Sein grosses Interesse galt der Industriegeschichte der Luzerner Gemeinde. 2017 wurde er mit dem Emmer Kulturpreis ausgezeichnet. Kurt Messmer war darüber hinaus ein profunder Kenner der Luzerner und Zentralschweizer Geschichtslandschaft. Zahlreiche Projekte und Vorhaben, die er nach seiner Pensionierung umsetzte, zeugen davon. Darunter sind etwa Konzeption und Realisation des Rathausmuseums Sempach, die Ausstellung über Albrecht von Bonstetten im Kabinett des Bruder-Klaus-Museums Sachseln, die Mitarbeit an der Luzerner Kantonsgeschichte des 20. Jahrhunderts, die Dokumentation zum Totentanz in der Zentralschweiz, das Buch zur Entstehung der Eidgenossenschaft im 15. Jahrhundert oder das Projekt in Stansstad zum sogenannten «Franzoseneinfall in Nidwalden».
Kurt Messmer schätzte es, nach seiner Pensionierung den Freiraum und die Zeit für neue Projekte zu finden, die er mit grossem Elan anging. Besonders am Herzen lagen ihm seine Artikel auf dem Blog des Schweizerischen Nationalmuseums. Seit 2017 hat er über 50 Beiträge veröffentlicht. Er beschäftigte sich dabei mit Orten, Personen, Jubiläen, Bräuchen, Denkmälern, Bildern und vielem mehr, was Geschichte ausmacht – in der für ihn so charakteristischen Art und Weise: fundiert und wissenschaftsbasiert, verständlich, interessant, manchmal mit einem Augenzwinkern und immer die Menschen im Zentrum. Geschichtsvermittlung war die Passion von Kurt Messmer, und er hat damit über die lange Zeit seines Wirkens unzähligen Menschen den Blick für Geschichte geöffnet und sie dafür begeistert.
Peter Gautschi und Markus Furrer