6. Juni 2023

Kriegsdenkmäler in Fussballstadien

In Freiburg im Breisgau wurde über den Umgang mit Kriegsdenkmälern in Fussballstadien diskutiert. Vom Bundesliga-Verein war auch die Expertise der PH Luzern gefragt. Peter Gautschi diskutierte mit einer Expertenrunde im Rahmen der Veranstaltungsreihe «19:04 – Zeit für GeSCichte».

Sie stehen dort schon seit Jahrzehnten, aber die meisten Fans des deutschen Bundesliga-Vereins SC Freiburg dürften sie bisher kaum wahrgenommen haben. Die beiden Kriegsdenkmäler vor dem Trainerbüro im Dreisamstadion und neben dem Eingang der Freiburger Fussballschule im Möslestadion. Wieder ins Bewusstsein rückten die beiden Gedenksteine bei der jüngsten Ausgabe der Veranstaltungsreihe «19:04 – Zeit für GeSChichte» mit dem Titel «Unbequeme Erinnerung: Kriegsdenkmale in den Fussballstadien des SC Freiburg».

Über den zeitgemässen und angemessenen Umgang mit diesen Erinnerungsorten einer Vereinskultur und mit vergleichbaren Denkmalen diskutierten auf dem Podium in der «vitra.Lounge» Julia Wolrab (Wissenschaftliche Leitung NS-Dokumentationszentrum Freiburg), Peter Gautschi (Leiter Institut Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen an der PH Luzern), Paula Scholz (Netzwerk Erinnerungsarbeit Hamburg und F_in – Frauen im Fussball), Stefanie Renz (Vorsitzende Kommunikation/Mitgliederwesen) sowie der Präsident des Sport-Club, Eberhard Fugmann.

Partizipative Lösungen und digitale Medien

Auch wenn Julia Wolrab eingangs den Schriftsteller Robert Musil mit seinem Satz «Denkmäler scheinen gegen Aufmerksamkeit imprägniert» zitierte, plädierte nicht nur sie für einen «proaktiven Umgang mit Denkmälern als Zeugnisse ihrer Zeit». In Bezug auf Kriegsdenkmäler bedeute dies, Fragen an die Denkmäler zu stellen, wie zum Beispiel die, in welchem historischen Kontext ein solcher Gedenkstein errichtet wurde.

«Dabei können», sagte Peter Gautschi, «partizipative Lösungen oder auch moderne Formen der Geschichtsvermittlung mit digitalen Medien, die vieles noch eindrücklicher, anschaulicher und verständlicher machen, hilfreich sein.» Und nach der Nennung einiger konkreten sowie aktuellen Beispiele ergänzte der Leiter des Instituts für Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen der PH Luzern (IGE): Schliesslich könnten Erzählungen über die Vergangenheit immer auch als «Lehrmeisterin für die Zukunft» und als identitätsstiftend betrachtet werden. «Wer sich ins Universum des Historischen begibt, erkennt Ursachen des Bestehenden, bekommt Einblick in die Veränderbarkeit der Welt, sieht das Vorher und das Nachher.»

IGE der PH Luzern ist europaweit gefragt

Mittlerweile ist IGE europaweit gefragt für seine Expertise im Umgang mit Denkmälern. Die Studie «Erinnerung partizipativ gestalten» von Anne Schillig – seit kurzem neue Leiterin der Stabsabteilung Internationale Beziehungen der PH Luzern – und von weiteren Mitarbeitenden hat dazu geführt, dass Museen, Städte und eben auch Bundesliga-Vereine an der PH Luzern nachfragen, wenn sie wissen wollen, wie sie mit unbequemen Erinnerungen umgehen sollen.


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