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Bereits mehr als die Hälfte seines Studien- und Forschungsjahres hat unser Kollege Dominik Helbling in Schottland verlebt. In einer Zwischenbilanz erzählt er über gesellschaftliche Herausforderungen und schottische Mentalitäten.
«Das Studienjahr 2021/22 verbringe ich in Glasgow, der grössten Stadt Schottlands und der drittgrössten im Vereinigten Königreich. Hier arbeite ich an einem Forschungsprojekt zu Präkonzepten von Sek-I-Schülerinnen und Schülern zu Religion in unserer Gesellschaft, einem Studienbuch zur Einführung in die Fachdidaktik Religionskunde und an einer Blended-Learning-Veranstaltung zur Einführung in das Fach- und Bildungsverständnis von Ethik und Religionen. Es ist gleichzeitig ein Studienjahr, in dem ich mich in eine andere Gesellschaft hineindenken kann. Dies ist gerade in Bezug auf Bildung ein interessantes Feld, in das ich im Folgenden gerne einige Einblicke gewähre.
Schottland verfügt über ein autonomes Bildungssystem, das einer Gesamtschule entspricht. Es umfasst eine siebenjährige Grundschule sowie eine sechsjährige Sekundarschule. Die Schulen werden nicht nach Leistungsniveaus differenziert. Obligatorisch ist der Besuch von elf der dreizehn Schuljahre. Im Jahr 2010 wurde der neue Lehrplan «Curriculum for Excellence» eingeführt.
Eine grosse Herausforderung sind die sozialen Unterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern. Die schottische Gesellschaft – im Besonderen in der Grossstadt Glasgow – ist in einem hohen Masse segregiert. Der Scottish Multiple Deprivation Index zeigt einen desaströsen Zusammenhang von Einkommen, Arbeitslosigkeit, Gesundheit, Bildung, Qualität der Wohnungen, Erreichbarkeit und Kriminalität. Wohlhabende und von Armut betroffene Stadtteile bilden dadurch einen tragischen Flickenteppich, bei dem die Lebenserwartung zwischen den Stadtteilen gut und gern um zehn Jahre variieren kann.
Unsere Nachbarin Jill ist Primarlehrerin in Maryhill. Ihre Schule ist ethnisch gesehen äusserst homogen: weiss, arm, häufig sind die Eltern selbst noch Teenager. Hier erhalten die Haushalte Essensgutscheine und Heizunterstützung, damit die Kinder morgens nicht hungrig und durchfroren zur Schule kommen. Doch einige Eltern hätten lieber Bargeld, da der Hamburger in der Fast-Food-Kette nur 99 Pence kostet. Wie man sich gesund ernährt, haben viele selbst nie erfahren.
Die sozialen Probleme wirken sich auf die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen, Schüler und der Schule aus. Ein überaus kritische Buch von James McEnaney mit dem doppeldeutigen Titel Class Rules (wahlweise «Klassenregeln» oder «Schichtzugehörigkeit regiert») fördert zu Tage, dass Armutsbetroffene weit häufiger schlechte Noten erreichen, weniger Auswahl bei den Fächern haben, die Schule frühzeitig beenden und daher weit seltener höhere Ausbildungen absolvieren.
Dieser Trend hat sich in den letzten zehn Jahren gar verschärft, obwohl das schottische Bildungssystem als vorbildlich gilt. Chancengerechtigkeit bildet daher eine enorme Herausforderung. Es werden mehr Lehrpersonen, mehr Heilpädagoginnen und Heilpädagogen, kleinere Klassen, ein längerer Verbleib erfahrener Lehrkräfte im Beruf, mehr Männer und ein selbst diverserer Lehrkörper gefordert. Als effektivstes Mittel stellt sich jedoch heraus, über die Schulen die Armut der Familien selbst zu bekämpfen, indem man ihnen Hilfe bietet bei der Organisation von Unterstützungsleistungen, kostenlose Essen für Schülerinnen und Schüler, Bildungsgutscheine usw. gewährt.
In Maryhill hat die gemeinnützige Organisation IntoUniversity zusammen mit den Universitäten Glasgow und Edinburgh ein Lernzentrum eingerichtet, in dem pro Jahr 1000 Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt werden, die Ziele für einen Eintritt in die Universität zu erreichen. Erfahrungen an den bereits existierenden Zentren zeigen, dass auf diese Weise nicht bloss 26.6 Prozent, sondern 66 Prozent der Schülerinnen und Schüler den Eintritt an die Universität schaffen. Das sieht aus Schweizer Perspektive nach sehr viel aus. Zu ergänzen ist daher, dass dem Vereinigten Königreich Lehren fehlen, die den Erwerb spezifischer Berufsfähigkeiten mit Allgemeinbildung kombinieren.
Gleichzeitig wird ethnische und sprachliche Diversität als ein selbstverständlicher Teil der schottischen Gesellschaft angesehen, was natürlich nicht heisst, dass es hier keinen Rassismus gäbe. Insbesondere in öffentlichen Institutionen wie den Universitäten und dem Gesundheitswesen ist jedoch eine deutlich höhere Durchmischung feststellbar, als wir dies in der Schweiz gewohnt sind. Diversität wird bewusst gefördert, z. B. durch internationalen Austausch. Zum Teil liegt die Diversität in der Geschichte des Vereinigten Königreichs begründet. Empire und Common Wealth haben eine starke historische Verbundenheit geschaffen, die durch das schwere Erbe der Unterdrückung und Sklaverei zwar von starken Ressentiments und gleichzeitigt vom Willen zur Zusammenarbeit geprägt ist.
Frauen mit Abschlüssen sind häufig selbstverständlich berufstätig. Unterstützt wird dies einerseits durch subventionierte Krippenplätze und den kostenlosen Kindergarten für Kinder ab drei Jahren. Monitoring und Förderprogramme haben zudem den Anteil von Frauen in Führungs- und Entscheidungspositionen vergrössern können. Allerdings zeigt der Report Sex and Power in Scotland 2020 eine nach wie vor eklatante Ungleichheit. Dabei hinkt die Privatwirtschaft dem öffentlichen Sektor markant hinten nach.
Was Fremden in Schottland als erstes auffällt, ist die volkssportartige Lust am Gespräch. Egal ob in der Bäckerei, im Pub oder beim Töpferkurs, immer wird man nach dem Wohlbefinden gefragt und danach, was grad so passiert im Leben. Man mag «How are you doing today?» als typisch britische Floskel verstehen. Aber Glasgow gilt nicht umsonst als herzlichste Stadt des Königreichs und ihr Motto «People make Glasgow» ist mehr als begründet. Denn, wenn man Zeit hat, entsteht aus der Standardbegrüssung meistens ein Gespräch.
Die Institutionen, mit denen ich und meine Frau es zu tun haben, bleiben allerdings nicht bei Höflichkeiten stehen. Vielmehr zeigt sich echte Fürsorge nicht nur im persönlichen Umgang, sondern auch in starken gesundheitsfördernden Massnahmen wie Anlaufstellen, Informationskampagnen oder Programmen wie dem Mental Health First Aid. Ein entsprechendes Training werde ich in den nächsten Wochen selbst absolvieren. Das internationale Programm wird in der Schweiz unter dem Label ensa.swiss von Pro Mente Sana angeboten.
Sich in einer neuen Umgebung zurecht zu finden ist anspruchsvoll und bereichernd zugleich. Wir mussten nicht nur zahlreiche unausgesprochene Regeln und die Spezifika des schottischen «way of life» erlernen, sondern realisieren durch den Vergleich auch vieles über die Schweizer Gesellschaft und die Blasen, in denen wir leben. Das ist zuweilen ganz schön anstrengend.
Zum Glück besteht das Leben daher auch aus Freizeit und Erholung. Die vielfältige schottische Landschaft, die Geschichte des Landes, seine kulturellen Schätze, die lebendige Kulturszene, attraktive Museen und wiederum die grossartige Gastfreundschaft machen unser Auslandjahr zu einem inspirierenden Rundumerlebnis, von dem ich hoffentlich einiges an die PH Luzern zurücktragen kann.»