21. März 2025

Planspiele im Unterricht: Bildung für Nachhaltige Entwicklung spielerisch umsetzen

Wie können emotional bewegende und komplexe Themen wie Nachhaltige Entwicklung und soziale Ungleichheit im Unterricht stufengerecht fassbar gemacht werden? Das neu entwickelte Planspiel «Unk City» bringt die Themen spielerisch ins Klassenzimmer und macht sie für die Lernenden greifbar.

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) verfolgt das Ziel, Lernende zu befähigen, aktiv an der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft mitzuwirken. Dabei sollen Lernende angeregt werden, komplexe Zusammenhänge zu erkennen, ihr eigenes Handeln zu reflektieren, sodass sie bewusste Entscheidungen treffen und aktiv an gesellschaftlichen Gestaltungs- und Aushandlungsprozessen teilnehmen können (D-EDK, 2016).

Das Planspiel «Unk City» bietet genau hier einen Ansatzpunkt: Es ermöglicht Nachhaltigkeitsthemen nicht nur theoretisch zu behandeln, sondern praktisch und emotional erfahrbar zu machen.

Was sind Planspiele?

Ein Planspiel ist eine didaktische Methode, die Lernende spielerisch in eine fiktive oder realitätsnahe Situation eintauchen lässt. Es bietet einen geschützten Raum, in dem Entscheidungen ohne reale Konsequenzen erprobt und reflektiert werden können (Kirz, 2009; Ulrich, 2006). Durch das Übernehmen verschiedener Rollen werden die Lernenden an eine oder mehrere Herausforderungen herangeführt. Damit können komplexe Themen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und deren Zusammenhänge unmittelbar erlebbar gemacht werden (Meya, 2018; Ulrich, 2006).

Praxisbeispiel: Das Planspiel «Unk City»

Im Rahmen des Forschungsprojekts «Unterricht zu Nachhaltigkeit: komplex, kontrovers und emotional» (Unkke) wurde das Planspiel «Unk City» entwickelt, das nun frisch gedruckt vorliegt.

Im Spiel erbauen Schüler*innen der 5. und 6. Schulstufe eine Stadt, die aus sieben Quartieren besteht. Jedes Quartier übernimmt dabei eine besondere Rolle in der Stadt – sei es als Wohngebiet, Zentrum für Arbeit oder als Versorgungsstandort. Ziel des Spiels ist es, allen Bewohner*innen ein «gutes Leben» zu ermöglichen, indem Wohlstand in den Bereichen Wohnen, Ernährung und Arbeit geschaffen wird. Während sich die Gruppen zunächst auf spielerische Weise den wirtschaftlichen und sozialen Ausbau ihrer Quartiere konzentrieren, wird im Verlaufe des Spiels eine weitere Herausforderung deutlich: Je mehr die Stadt sich entwickelt, desto stärker steigt auch die Umweltbelastung.

Die Lernenden versetzen sich in die Identitäten ihrer Quartiere, entwickeln Visionen und treffen Entscheidungen, welche sie im Verlaufe des Spiels immer wieder neu aushandeln müssen. Ähnlich verhält es sich in den Stadtversammlungen, in denen sich die Quartiere mit ihren teils unterschiedlichen Interessen begegnen. Hier werden Vorstellungen diskutiert und die Lebensbedingungen und Ziele für die Zukunft der Stadt gemeinsam ausgehandelt.

Machen Sie mit?

Wer eine 5./6. Klasse unterrichtet und das Planspiel gerne ausprobieren möchte, ist herzlich eingeladen, im Herbst 2025 im Forschungsprojekt «Unkke» mitzumachen.

Im Projekt wird der Frage nachgegangen, wie Themen der Nachhaltigen Entwicklung in den Unterricht im Zyklus 2 stufengerecht einfliessen können, ohne dass ihnen die Komplexität genommen wird, welche sie ausmacht. Zudem wird die Wirksamkeit von Planspielen als Methode erforscht.

Literatur

Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz (D-EDK) (2016). Lehrplan 21. Gesamtausgabe. https://v-fe.lehrplan.ch/container/V_FE_DE_Gesamtausgabe.pdf

Kriz, W. (2009). Planspiele. In S. Kühl, P. Strodtholz & A. Taffertshofer (Hrsg.), Handbuch Methoden der Organisationforschung (S. 558 – 579), VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Meya, J. N. (2018). Die internationale Klimapolitik auf dem Spielbrett. In C. Hühn, B. Zürn, S. Schwägele, S. Hofmann & F. Trautwein (Hrsg.), Planspiele – Analyse und Wirkungen. Rückblick auf den Deutschen Planspielpreis 2015 und 2017 (S. 133 – 147). Books on Demand GmbH.

Ulrich, M. (2006). Komplexität anpacken: Mit Planspielen erfolgreiches Handeln erlernen. In Tagungsband zur 7. Werner-Kollath-Tagung, Komplexität erkennen – Zukunft gestalten. Ernährungsökologie als integrativer Ansatz für Wissenschaft und Praxis.​

Bei Interesse melden Sie sich bei rebecca.theiler@phlu.ch.


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