25. Februar 2022

Workshop zu Verschwörungsüberzeugungen

Im Rahmen des Projekts des Instituts für Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen (IGE) zum Umgang mit Antisemitismen in Schulen und Hochschulen fand an der PH Luzern am 23. Februar 2022 ein Workshop zu Verschwörungsüberzeugungen statt. Auf Initiative der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) und mit Unterstützung der französischen Botschaft in Bern nahm auch der international bekannte Wissenschaftler ­­Jean-Yves Camus am Kolloquium teil.

Jean-Yves Camus ist Politologe und Experte für Verschwörungstheorien. Er hat mehrere Bücher über den Rechtsextremismus geschrieben sowie über rechtsextreme Bewegungen in Frankreich und auch in der Schweiz geforscht. Heute arbeitet Camus am Institut de Relations Internationales et Stratégiques (Iris) und leitet das Observatoire des radicalités politiques der Fondation Jean Jaurès. In seinem Eingangsreferat zeigte Camus auf, wie Antisemitismus in Frankreich in den letzten Jahren und jetzt vor allem in der Pandemie-Zeit massiv zugenommen hat. 

Seine Ausführungen unterstrichen den Befund des Antisemitismusberichts 2021 für die Schweiz, der deutlich darlegt, wie die aufgeladene Stimmung in der Gesellschaft Antisemitismus anheizt. Zum Schluss seiner Ausführungen wies Camus auch auf die Schwierigkeit der Wissenschaft hin, das Phänomen «Verschwörungsüberzeugungen» definitorisch zu fassen und dazu Daten methodisch bewusst zu sammeln und zu interpretieren.

Die folgenden Diskussionen waren anregend und weiterführend, sodass auch Publikationen zum Thema geplant wurden. Interessant waren auch die Vorstellung und Diskussion von Vermittlungsinszenierungen zum Thema, die am IGE entwickelt wurden, etwa des IWalks «Das jüdische Luzern 1933-1945» oder der App «Fuir la Shoah».

Zum Schluss diskutierten die Teilnehmenden die am IGE mitentwickelten Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Antisemitismus an Hochschulen mit Lehrer*innen-Bildung, die im kommenden Mai im Buch «Antisemitismen – Sondierungen im Bildungsbereich» in Frankfurt/M. erscheinen werden. Der Workshop half zweifellos mit, das schwierige Feld auszuleuchten, und damit liegen gute Grundlagen vor, damit sich die Teilnehmenden weiter mit dem Thema beschäftigen können. Angekündigt ist bereits das Kolloquium vom 9. März mit Marko Kovic zu Verschwörungsüberzeugungen in Gesellschaft und Schule, und in Vorbereitung ist die Ausschreibung von Qualifikationsarbeiten zum Thema.

Weitere Informationen:


Kontakt

Projektmitarbeiter IGW
Peter Gautschi
Prof. Dr. phil.
peter.gautschi@phlu.ch
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