«Bildungsinstitutionen müssen sich immer wieder neu positionieren»

Rektorin Kathrin Krammer blickt im Gespräch zurück auf ihren Start unter schwierigen Bedingungen. Sie nennt drei zentrale Punkte und wagt eine Prognose, wie sich die Corona-Erfahrungen auf die Lehre der Zukunft auswirken könnten.

Kathrin Krammer, am 1. September 2020 haben Sie die Nachfolge von Hans-Rudolf Schärer angetreten. Wie haben Sie die Einstiegszeit als Rektorin erlebt?

Kathrin Krammer: Hinter mir liegen sieben intensive Monate, in denen ich mich äusserst spannenden Aufgaben widmen durfte. Mein Einstieg in die neue Funktion erfolgte mitten in der Corona-Pandemie.

Insgesamt sind mir mit Blick auf die vergangenen Monate folgende drei Punkte zentral.

Erstens:
Es ist für mich ein grosses Privileg, die PH Luzern leiten zu dürfen. Der Einsatz für eine gute Bildungsqualität ist für mich eine sinnhafte und erfüllende Aufgabe, aus der ich viel Energie schöpfe. In Zusammenarbeit mit Studierenden und mit Schulen und anderen Hochschulen sowie weiteren Anspruchsgruppen der PH Luzern überprüfen wir unsere Angebote und entwickeln Innovationen für unsere Studierenden und das Berufsfeld, zum Beispiel neue Lernwerkstätten, Lehrmittel, Forschungsprojekte, Studienpläne und Weiterbildungsangebote.

Zweitens:
Ich darf die PH Luzern mit einem hoch motivierten und engagierten Team führen und bin dankbar für die grosse Unterstützung, welche ich erfahre. Es beeindruckt mich sehr, wie die Mitarbeitenden der PH Luzern auch unter den erschwerten Bedingungen im Jahr 2020 tolle Arbeit geleistet haben und mit grossem Einsatz die Weiterführung des Lehr- und Forschungsbetriebs ermöglichten. Sie haben sich verantwortungsbewusst der Herausforderung gestellt, flexibel Lösungen für die sich laufend verändernden Rahmenbedingungen erarbeitet und neue Lehr- und Lernformen eingesetzt. Dies war und ist ein Kraftakt und zeigt die hohe Identifikation der Mitarbeitenden mit ihren Aufgaben.

Drittens:
Bedingt durch den grossen zeitlichen Mehraufwand, krankheitsbedingte Ausfälle, eingeschränkte Möglichkeiten der Zusammenarbeit sowie die befristete Schliessung von Schulen im Frühlingssemester konnten nicht alle Angebote und Projekte der PH Luzern im Jahr 2020 wie geplant umgesetzt werden. Aber dank des grossen Einsatzes der Mitarbeitenden und der innovativen Entwicklung von neuen Angeboten ist es dennoch gelungen, Ertragsausfälle z.B. im Bereich der Weiterbildungen und Dienstleistungen zu kompensieren. Nur so wurde möglich, dass die PH Luzern trotz Corona einen guten Jahresabschluss präsentieren kann. Ebenfalls zum guten Abschluss beigetragen hat, dass der Mehraufwand, der durch die Pandemie entstanden ist, hauptsächlich im Rahmen der bestehenden Pensen geleistet und deshalb nicht zu einer Steigerung der Kosten führte.

Was ist Ihnen als Rektorin bei der Führung der PH Luzern besonders wichtig?

Kathrin Krammer: Ich stehe glaubwürdig und mit Überzeugung für unsere Hochschule sowie unsere gemeinsamen Aufgaben und Ziele ein. Als ausgebildete Lehrerin und promovierte Erziehungswissenschafterin setze ich mich mit Passion für die Qualität der Bildung auf allen Stufen ein. Der Lehrberuf ist ein sehr vielseitiger und kreativer Beruf mit grosser Verantwortung.

Wie trägt die PH Luzern zur erfolgreichen Ausübung des Lehrberufs bei?

Kathrin Krammer: Es ist mir sehr wichtig, dass die PH Luzern praxisrelevante und wissenschaftlich fundierte Angebote für Studierende, Lehrpersonen und Bildungsfachleute anbietet, welche diese dafür qualifizieren, dass sie wirksame und lebenswerte Lernorte mit bedeutsamen Inhalten gestalten können. Wir wollen in ihnen das Feuer für den Lehrberuf entflammen und weiternähren.

Haben Sie dafür ein Erfolgsrezept?

Kathrin Krammer: Damit uns das gelingt und wir mit unseren Angeboten am Puls der Zeit bleiben, Innovationen anstossen und berufsfeldbezogene Forschung stärken können, ist die regionale Verankerung der PH und die enge Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Hochschulen von zentraler Bedeutung.

Wie sehen Sie die Weiterentwicklung der PH Luzern?

Kathrin Krammer: Die PH Luzern zeichnet sich durch ein breites und attraktives Angebot in Ausbildung, Weiterbildung und Dienstleistungen aus, mit ausgeprägtem Praxisbezug. Diese Angebote und die Forschungs- und Entwicklungsprojekte der PH Luzern bringen Impulse für das Berufsfeld. Auf diesen Stärken will ich aufbauen und die PH Luzern gemeinsam mit den Mitgliedern der Hochschule gezielt weiterentwickeln. Zentrale Entwicklungsbereiche sind die digitale Transformation, der Umgang mit Diversität und die Bildung für nachhaltige Entwicklung. Eine wesentliche Voraussetzung für die Weiterentwicklung insbesondere in Bezug auf die digitale Transformation ist, dass wir in die Infrastruktur investieren und Innovationen finanzieren können. Deshalb benötigen wir eine ausreichende und stabile Finanzierung.

Wie beurteilen Sie die Finanzsituation der PH Luzern

Kathrin Krammer: Um ein positives Eigenkapital aufzubauen und vermehrt Mittel für strategische Massnahmen einsetzen zu können, senken wir mit der Studienplanreform die Kosten der Ausbildung bis 2025 um weitere CHF 2 Mio. und gewährt der Regierungsrat für die beiden kommenden Jahre eine zusätzliche Erhöhung des Trägerschaftsbeitrags. Das ist ein wichtiger Beitrag dazu, um die strukturelle Unterfinanzierung der PH Luzern zumindest teilweise aufzuheben. Sehr erfreulich ist zudem, dass dank der erfolgreichen Einwerbung von Drittmitteln insbesondere durch den Leistungsbereich Forschung und Entwicklung zusätzliche Projekte umgesetzt werden können, welche zur wissenschaftlichen Fundierung unserer Angebote sowie zum Renommee unserer Hochschule beitragen und Möglichkeiten für die Nachwuchsförderung bieten.

Mit Blick in die Zukunft bildet der Campus Horw ein wichtiges Projekt für die PH Luzern. Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Corona-Pandemie für die Gestaltung des Campus?

Kathrin Krammer: Wir haben die Erfahrungen im ersten Corona-Semester mit einer Befragung systematisch ausgewertet. Die Studierenden befürworten einerseits eine zukünftige Erhöhung des Anteils von Lehrveranstaltungen, welche online und zeitunabhängig verfügbar sind. Andererseits vermissen sie die direkten Kontakte untereinander und mit den Dozierenden.

Was heisst das für die Lehre in der Zeit nach der Corona-Pandemie?

Kathrin Krammer: Bereits vor Corona haben wir digitale Medien und Tools in der Lehre genutzt und mit Corona erhalten sie einen noch grösseren Stellenwert. Online-Angebote unterstützen die Flexibilisierung und Personalisierung des Lernens. Nach Corona werden wir eine neue Balance von Präsenzstudium und selbständiger Bearbeitung von Studienaufgaben finden.

Sehen Sie eine Tendenz, dass die soziale Komponente der Begegnung an Bedeutung verlieren könnte?

Kathrin Krammer: Lernen ist und bleibt ein sozialer Prozess und interaktive Formen des Studiums behalten einen hohen Stellenwert. Zudem bilden wir die Studierenden für die Umsetzung von Unterricht aus, in vielen Fächern erwerben sie dazu auch praktische Fähigkeiten und sind auf entsprechende Infrastruktur angewiesen. Deshalb steht für uns fest, dass die PH Luzern auch in Zukunft ein Ort der Begegnungen und des gemeinsamen Lernens bleibt.

Insbesondere auf dem neuen Campus?

Kathrin Krammer: Mit dem Campus Horw haben wir die Chance, diesen zukünftigen Ort der Begegnungen attraktiv zu gestalten. Wir haben ihn bewusst mit etwas weniger Lehrräumen als heute geplant, dafür mit mehr Räumen für Gruppen- und Projektarbeiten sowie mehr Flächen für sozialen Austausch.


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