Gendersensibilisierung in der Lehrpersonenbildung

Das Interesse von Mädchen an MINT-Fächern ist im Durchschnitt immer noch tiefer als bei Jungen. Deshalb ist es wichtig, bereits in der Schulzeit die Geschlechterdifferenzen angemessen zu berücksichtigen. 

Überblick

Um die Begeisterung in den Bereichen der Naturwissenschaften und der Technik bei Mädchen (und gleichzeitig auch bei Jungen) langfristig zu fördern, entwickeln Dozierende der Pädagogischen Hochschule Luzern und vier Partnerhochschulen ihre Ausbildungsmodule weiter. Studierende erfahren so aus erster Hand, was es heisst, gendergerecht zu unterrichten. Später tragen diese als ausgebildete Lehrpersonen ihr Knowhow in die Schule.


Wissenstransfer

Das 2019 an der PH Luzern angelaufene Entwicklungsprojekt «Lehrpersonenbildung für einen gendergerechten Natur- und Technikunterricht auf der Sekundarstufe I» am Institut Fachdidaktik Natur, Mensch, Gesellschaft konnte ein Jahr später dank der Unterstützung des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann in Form einer Projekterweiterung auf vier weitere Pädagogische Hochschulen aus der Deutschschweiz ausgeweitet werden. Diese Zusammenarbeit hat das Ziel, das an der PH Luzern entstandene Wissen im Bereich des gendergerechten Unterrichts auf die neu dazugekommenen Hochschulen zu transferieren. 

Umgekehrt profitiert wiederum die PH Luzern von den Weiterentwicklungen der Dozierenden der PH Bern, PH FHNW, PH St. Gallen und PH Zürich. Das ursprüngliche Projekt wurde 2021 erfolgreich abgeschlossen. 

Die erwähnte Projekterweiterung mit dem Titel «Gendersensibilisierung in der Ausbildung von Natur- und Techniklehrpersonen» läuft noch bis Ende 2022 und beinhaltet eine hochschulübergreifende Abschlusstagung, an der die Entwicklungen im Bereich des gendergerechten Unterrichts für alle Interessierten sichtbar gemacht werden sollen.


Gendergerechtigkeit im Unterricht

Um das Ziel der Verankerung eines gendergerechten Naturwissenschafts- und Technikunterrichts zu erreichen, setzt das hochschulübergreifende Projekt bewusst in der Ausbildung zukünftiger Lehrpersonen an. Die beteiligten Dozierenden schätzten zu Beginn ihre eigenen Ausbildungsmodule mithilfe von Kriterien des gendergerechten Unterrichts ein. 

Regelmässige Austauschtreffen zwischen den Hochschulen begünstigten anschliessend die Sammlung von Ideen zur Umsetzung eines gendergerechten Unterrichts auf Hochschulebene. Es entstanden verschiedenste Vorgehensweisen, um Studierende in der Ausbildung zur Sekundarlehrperson für das Thema zu sensibilisieren und zu begeistern. Gendergerechte Kontexte als Ausgangspunkt für die Aufarbeitung von Fachinhalten, die Thematisierung einer Checkliste, mit der Studierende ihren künftigen Unterricht auf Gendergerechtigkeit analysieren können und die Auseinandersetzung mit aktueller Literatur aus diesem Gebiet sind nur einige Beispiele dafür.


Die Umsetzung der beiden Projekte beschränkte sich aber nicht ausschliesslich auf die Entwicklungen in den Ausbildungsmodulen der Pädagogischen Hochschulen. So konnte beispielsweise ein Kolloquium zum Thema «Mädchen und MINT-Fächer» organisiert werden, in dem Prof. Dr. Ursula Kessels von der Freien Universität Berlin über ihre langjährige Forschung in diesem Bereich berichtete. Die an der PH Luzern durchgeführte Veranstaltung wurde zugleich für einen Austausch zu verschiedenen Projekten mit Bezug zum Thema «Gender» aus dem Institut für Fachdidaktik Natur, Mensch, Gesellschaft der PH Luzern genutzt.

Weiter konnten erfahrene Lehrpersonen für eine temporäre Mitwirkung am Projekt gewonnen werden, was den Bezug zum Schulalltag erhöht. Im Rahmen einer Masterarbeit wurde zudem das Dozierenden-Team zu dessen Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Mitarbeit im Projekt befragt. Diese Evaluation zeigte, dass das Projekt zu sichtbaren Veränderungen in der Ausbildung der Sekundarlehrpersonen geführt hat. Studierende werden nachhaltig für das Thema sensibilisiert und dazu befähigt, einen gendergerechten Natur- und Technikunterricht durchzuführen. 

Darüber hinaus ist eine grössere Evaluation des Projekts auf Studierendenebene mittels eines Wissens- und Vignettentests im Herbst 2021 an allen beteiligten Pädagogischen Hochschulen angelaufen.


Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zu diesem Projekt sowie ein Blog mit aktuellen Beiträgen finden sich auf der Website des Projekts «Gendersensibilisierung in der Ausbildung von Natur- und Techniklehrpersonen».

Projektleitung


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