«Kyokushinkai Karate zählt zu den härtesten Kampfsportarten, die es gibt.»

Sina Burri ist angehende Primarlehrerin und seit 2010 ein festes Mitglied der Kyokushinkai Karate Nationalmannschaft.

Wie lange üben Sie Ihren Sport schon aus? Wie lange schon auf kompetitivem Niveau?

Im Jahr 2004 bin ich mit knapp neun Jahren dem Kyokushinkai Karate beigetreten. Nach einigen Jahren, in welchen ich mich immer mehr fürs Karate begeistern konnte, wurde ich 2010 schliesslich in die Nationalmannschaft aufgenommen. Im Karate gibt es sozusagen drei Standbeine:

  • Kihon wird als der Ursprung des Könnens bezeichnet. Dies ist zu vergleichen mit den Units im Englischen oder den Unités im Französischen. So kommen ständig neue Techniken und Fertigkeiten dazu, welche beherrscht werden müssen. In der Regel werden die neuen Fertigkeiten und Kompetenzen mit einer «Gurtprüfung» geprüft, mit der ein neues Gurtlevel erreicht wird.
  • Kata ist eine Art Übungsform, welche aussieht wie ein Kampf gegen einen imaginären Gegner. Je nach Grad, Kyu, werden neue Katas erlernt. Eine gute Kata erfordert Kraft, Genauigkeit, Präzision und Ausdruck.
  • Kyokushin ist das eigentliche Kämpfen mit einem Gegner.

Im Grunde sollte ein Karateka alle drei Standbeine mit Begeisterung verfolgen. Kihon ist jedoch keine Wettkampfdisziplin. Ich war Mitglied in der Nationalmannschaft im Klicker (Kyokushin ohne Kontakt für Kinder) und im Kata. Mittlerweile habe ich meinen Fokus hauptsächlich auf das Kämpfen ausgerichtet. 

Wie viele Stunden pro Woche trainieren Sie?

Wie viel ich trainiere, ist abhängig von Turnieren, an welchen ich teilnehme. Habe ich kein Turnier innerhalb der nächsten drei Monate, so trainiere ich ungefähr sieben Stunden pro Woche. Das sind vier bis fünf Trainings. Liegt jedoch ein Turnier vor mir, trainiere ich sieben bis neun Mal in der Woche. Dies umfasst ungefähr elf bis zwölf Stunden. 

Wie bringen Sie Ihr Studium und den Spitzensport unter einen Hut?

Disziplin, Motivation und gutes Zeitmanagement sind das A und O in meiner Situation. In der Zeit der Wettkampfvorbereitung muss ich auf einige Dinge verzichten. Ich muss meine Zeit gut strukturieren und einteilen. Damit ich an einigen Tagen zweimal trainieren kann, stehe ich früher auf. Anfallende Arbeiten und Aufträge erledige ich in der Regel möglichst rasch, damit sich nicht zu viel Arbeit ansammelt. Ich komme mir wie ein Superplaner vor. Dies gelingt jedoch nicht immer. Die Motivation und der Wille, das Studium mit dem Sport zu vereinbaren, spielen eine grosse Rolle. So habe ich immer im Hinterkopf, was ich dafür alles erleben darf. Ich denke, diese Kombination mit Studium und Sport macht mich nicht zu «etwas Besserem». Ich teile meine Zeit nur anders ein und verfolge andere Ziele als meine Mitstudierenden. 

Was war Ihr grösster sportlicher Erfolg?

Karate, insbesondere das Kyokushinkai Karate, zählt zu den härtesten Kampfsportarten, die es gibt. Als Schweizerin oder Schweizer ist es schwierig, mitzuhalten. Kämpfer in anderen Ländern nehmen sich für Wettkampfvorbereitungen eine Auszeit während eines ganzen Semesters. Ein Freund aus Österreich, der bereits einmal Weltmeister wurde, ist seit fünf Jahren an seinem Bachelor, da er sich ständig ein Semester freinimmt, um mehr trainieren zu können. Das Training wird quasi zu seiner beruflichen Tätigkeit. So machen es viele Karatekämpfer im Ausland. 

Es ist schwierig zu sagen, was mein grösster sportlicher Erfolg war, da dies nicht immer von der Podestplatzierung abhängt. 2016 wurde ich an der Schweizermeisterschaft Zweite und habe den «Best Spirit Preis» gewonnen. Dieser Preis bedeutet mir fast noch mehr als das Stehen auf dem Podest. Ausserdem wurde ich letztes Jahr an der Weltmeisterschaft in Rumänien Vierte. Ich bin damals gegen die Weltmeisterin in meiner Kategorie angetreten. Sie hat im letzten Dezember erneut eines der grössten Turniere gewonnen. Ich habe damals knapp verloren (3:2). Ich denke, ich zähle dies zu meinem grössten Erfolg, da sie weltweit zu den stärksten Gegnerinnen in meiner Gewichtskategorie zählt. 

Womit verbringen Sie neben Sport und Studium am liebsten Ihre Zeit?

Im Allgemeinen bin ich eine sehr aufgestellte und aktive Persönlichkeit. Ich verbringe gerne viel Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie. Ausserdem bin ich Mitglied im Skiclub sowie im Blauring Malters. Bei letzterem agiere ich jedoch nicht mehr als aktive Leiterin.

Kann der Spitzensport von Ihrem Studium profitieren oder umgekehrt?

Ich denke, in dieser Hinsicht hilft mir die Ausbildung zur Primarlehrerin hauptsächlich, wenn ich als Trainerin agiere. Ob das Studium von meinem Sport profitiert? Definitiv! Das intensive Betreiben von Sport hat mich vieles gelehrt. Ich fühle mich nur selten gestresst oder überfordert. Zeitmanagement und die Fokussierung auf eine Sache bereiten mir keine Schwierigkeiten. Zudem bin ich in der Lage, mich anderen zu fügen und mich Situationen bestmöglich anzupassen. Somit bin ich belastbar und begegne neuen Herausforderungen mit einer positiven Haltung und packe sie mit Freude und Elan an.

Nico Beeler im Interview

Als Spitzensportler im Beachvolleyball und Student im Studiengang Sekundarstufe I ist Nico Beeler vielseitigen Belastungen ausgesetzt.

Wie er beides miteinander vereinbart, verrät Nico Beeler im Interview.


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