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Seit jeher gehört die Entwicklung von Lehrmitteln zu den Kernaufgaben der Lehrerinnen- und Lehrer-Bildung. Entwickelt werden die Schulbücher heute meist durch interdisziplinäre Teams, die mit den Fachleuten des Berufsfeldes und der Verlage zusammenarbeiten. So auch am Institut für Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen (IGE) der PH Luzern, welches die Lern-App «Fliehen vor dem Holocaust», die im Jahr 2018 mit dem Worlddidac Award ausgezeichnet wurde, unter Einbezug eines Praxiszirkels mitentwickelt hat.
Heutige Lehrmittel werden in enger Zusammenarbeit mit dem Berufsfeld entwickelt, so auch bei der App «Fliehen vor dem Holocaust». Am Anfang der Entwicklung ging es den Verantwortlichen des IGE darum, gemeinsam mit den Partnern zu überlegen, mit welchem Akzent das Thema Holocaust heutigen Lernenden vermittelt werden kann. Schnell rückte das Thema «Flucht» ins Zentrum, weil dies sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrpersonen und die Wissenschaft eine relevante, gegenwartsbezogene Perspektive eröffnet. Nachdem einschlägige Unterrichtserfahrungen zusammengetragen wurden, suchten die Mitarbeitenden der Hochschulen nach theoretischen Überlegungen und empirischen Erkenntnissen zum Thema. Es waren dies die Momente, in denen Theorie und Praxis abgeglichen wurde, denn bekanntlich ist Theorie ohne Praxis leer und Praxis ohne Theorie blind.
Dozierende der Lehrerinnen- und Lehrerbildung, Studierende und Lehrerinnen und Lehrer aus der Schulpraxis verglichen im Anschluss ihre Erkenntnisse und suchten nach einer zündenden Kernidee für den Unterricht. Bei der App war dies der Vorschlag, dass die Schülerinnen und Schüler zuerst die Zeitzeugnisse von Überlebenden kennenlernen und danach selber ein digitales Zeitzeugnis herstellen sollen. Anschliessend würde die App detailliert geplant, programmiert, ausprobiert, evaluiert, diskutiert und wieder neu programmiert. Hier war erforderlich, dass die App in unterschiedlichen Klassen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und von unterschiedlichen Lehrerinnen und Lehrern erprobt wurde. Nur mit einem solch aufwändigen Vorgehen besteht eine gewisse Gewähr, dass das so entwickelte Lehr-Lernmaterial unterrichts- und alltagstauglich wird.
Mit solch einer Lehrmittelentwicklung in Praxiszirkeln wird ein runder Entwicklungsprozess mit gegenseitiger Anregung von Forschung, Theorie und Praxis etabliert. Dies bietet allen Beteiligten einen Spielraum für eigenverantwortliches und kooperatives Lernen sowie für forschendes Lehren. Je näher solche Praxiszirkel am Schulfeld angesiedelt sind, umso grösser ist die Chance auf einen günstigen Transfer in den Unterrichtsalltag.
Gute Lehrmittel können nur in enger Zusammenarbeit von Hochschule und Berufsfeld entwickelt werden. Wenn dies gelingt, sind nicht nur die entwickelten Lehrmittel wertvoll, sondern auch der Prozess ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Bei der App «Fliehen vor dem Holocaust» ist dies gelungen, wurde sie doch auch mit dem Worlddidac Award 2018 ausgezeichnet. Das nächste Entwicklungsprojekt dieser Art mit Praxiszirkel hat übrigens Ende 2018 bereits begonnen: Das Institut für Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen entwickelt mit Partnerinnen, Partner ein neues digitales Spiel.