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GelBe, das Mentoringprojekt mit dem farbigen Namen («Gegenseitig lernen durch Begegnung»), startete 2019 zum 10. Mal und blickt dabei auf eine erfolgreiche Entwicklungsgeschichte zurück
Im Jahr 2009 nahm das Projekt in Anlehnung an das europaweite Nightingale-Projekt seinen Anfang in der Region Zentralschweiz. Von Beginn weg wurde das Projekt von der Dienststelle für Volksschulbildung des Kantons Luzern (DVS) und von der Pädagogischen Hochschule – und zwischendrin (2014/15) auch vom Staatssekretariat für Migration (SEM - Integration/ Mentoringprogramme) – unterstützt. Seit 2015 wird das GelBe-Mentoringprojekt als Kooperationsprojekt der PH Luzern und der DVS im Rahmen des Netzwerks «Sozialraumorientierte Schulen» (https://volksschulbildung.lu.ch/entwicklung/sozialraum) durchgeführt – an je zwei Schulen und mit bis zu 40 Studierenden aller Semester und Studiengänge.
Im Oktober 2019 startete die Jubiläumsausgabe mit 14 Studierenden in den Schulhäusern Littau Dorf und St. Karli, Luzern, die seit 2017 respektive 2015 feste Partnerschulen sind. Ein bisschen stolz sind sie schon, die Projektleitenden Elke-Nicole Kappus und Bruno Rütsche, «dass sich das Projekt so gut etablieren konnte» und dass es «auf so viel Unterstützung zählen kann – von Lehrpersonen, Eltern, Kindern, von Studierenden und Dozierenden, von Schulkoordinatoren und -koordinatorinnen, den Schulleitungen, vom Rektorat der PH Luzern und von der DVS».
Während zwei Semestern begleiten Studierende der PH Luzern als Mentorinnen und Mentoren Primarschülerinnen und -schüler der beiden Partnerschulen regelmässig (in der Regel zweimal pro Monat) in deren Freizeit. Bei gemeinsamem Kochen, Bibliotheks- und Museumsbesuchen, aber auch während Spaziergängen, beim Sport im Freien oder beim Basteln zu Hause entdecken die Schüler/-innen im Alter von 6 bis 12 Jahren neue Freizeitaktivitäten und Formen spielerischen sowie forschenden Lernens und finden in den Studierenden eine neue Ansprech- und Vertrauensperson – häufig die erste, die nicht in direktem Zusammenhang mit der Familie oder der Schule steht.
Die Studierenden entdecken ihrerseits Möglichkeiten des Zusammenspiels von formalem und informellen Lernen und erhalten Einblicke in die Lebenswelten, Anliegen, Sichtweisen ihrer Mentees mit und ohne Migrationshintergrund und derer Familien. In Begleitveranstaltungen lernen sie Aspekte der Migrationspädagogik, der Sozialraumorientierung und der Sprachförderung kennen und erweitern ihre Kompetenz im Umgang mit Diversität. In ihrem Lerntagebuch halten die Mentorinnen und Mentoren ihre Begegnungen, Fragen, Irritationen, Einsichten und vieles mehr fest. Im Austausch mit den Projektverantwortlichen werden diese Einträge durch Theorie ergänzt, berufsfeldorientiert reflektiert und verdichtet. Für Ihr Engagement erhalten die Studierenden neben den Creditpoints auch einen «Nachweis für freiwilliges und ehrenamtliches Engagement» und die Schüler/innen ein «GelBe-Diplom», das die aktive Teilnahme am Projekt ausweist.
GelBe ist, wie Elke-Nicole Kappus sagt, «ein Projekt, das Horizonte eröffnet, und zwar auf Seiten aller Beteiligten.» Und Bruno Rütsche erinnert sich besonders gern an diesen Kommentar einer Mentorin, die meinte: «Dieses Projekt ist wirklich ein Augenöffner und essenziell für den Lehrerberuf.» Die beiden Projektverantwortlichen kommen auch über die Zusammenarbeit mit den Koordinatorinnen und Koordinatoren sowie den Schulleitungen in den Partnerschulen und über die Unterstützung durch den Projektleiter des Netzwerks «Sozialraumorientierte Schulen» der DVS geradezu ins Schwärmen: «Das Projekt zeigt, wie gewinnbringend die Zusammenarbeit von Hochschule und Schule für alle sein kann. Wir lernen alle und immer wieder «gegenseitig» dazu».
So zum Beispiel auch in diesem Jahr, als auch GelBe auf Grund des Corona-Virus auf digitale Begegnungen umstellen musste – wie und ob das Abschlussfest stattfinden kann, ist im Moment gar noch offen. «Wir wissen aber, dass wir eine Lösung finden werden – gegenseitig lernen und gemeinsam Lösungen finden … das wird auch dieses Mal funktionieren», ist Bruno Rütsche, überzeugt.
Nach diesem 10jährigen Jubiläum ist die Entwicklung des GelBe-Mentoringprojekts noch nicht zu Ende: An Ostern 2020 wurde entschieden, dass es nach dem Corona-Lockdown mit der Unterstützung der DVS weiter geht. Dass diese Nachricht gerade jetzt kommt, freut die Projektleitenden, «schliesslich leistet das Projekt einen Beitrag zur Chancengerechtigkeit – und die ist jetzt so wichtig wie … immer».
Und es gibt gute Aussichten darauf, dass GelBe Teil des neuen Spezialisierungsstudiums «Bildung, Sozialraumorientierung und Migration» wird und damit noch enger in die Ausbildung zukünftiger Lehrpersonen integriert wird. «Das wäre toll – denn GelBe bereitet die zukünftigen Lehrpersonen wirklich auf die Arbeit in heterogenen Klassen vor» unterstreicht Gabriella Rufo, die Koordinatorin der Schule St Karli, Luzern. Und so stehen die Chancen gut, dass GelBe weiter wächst… und weiterhin Farbe in Schule und Hochschule bringen kann.