Ringvorlesung «Sprache – école – society»

Die zweite Ringvorlesung des Instituts für Fachdidaktik der Sprachen und Bildungslinguistik (ISB), die in Zusammenarbeit der Prorektorate Forschung und Entwicklung und Ausbildung angeboten wird, beleuchtet das Wechselspiel von Sprache, Schule und Gesellschaft und deren Bedeutung in der sprachlichen Bildung.

Wann:
Freitag, 9. Mai 2025, 14.15 Uhr bis 15.45 Uhr
Wo:
Uni/PH-Gebäude (UP)
UP 2.B30

Schweizerhochdeutsch in Bildungseinrichtungen

Die Deutschschweizer Standardsprache, auch Schweizerhochdeutsch genannt, weist im Vergleich zur Standardsprache in anderen Regionen des deutschen Sprachgebiets eine Reihe von spezifischen Merkmalen auf. Schweizerhochdeutsch kann als Varietät des Standarddeutschen innerhalb eines plurizentrischen Modells beschrieben werden. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass Geltungsareale sprachlicher Varianten nicht immer mit den Landesgrenzen zusammenfallen, wie dies etwa in der Beispielreihe Maturand CH, Abiturient D, Maturand A der Fall ist. Auch innerhalb der deutschsprachigen Länder variiert die Standardsprache regional bis zu einem gewissen Grad.

Im Vortrag wird zunächst auf die Merkmale, die die Varietäten des Standarddeutschen ausmachen, eingegangen. In einem nächsten Schritt werden die Einstellungen der Sprecherinnen und Sprecher gegenüber diesen Merkmalen thematisiert. Im Falle der Deutschschweizer Varianten, den Helvetismen, erweisen sich die Einstellungen nämlich als höchst ambivalent. Zwar werden sie regelmässig verwendet und können empirisch in öffentlichen Texten konstant nachgewiesen werden; werden Testpersonen jedoch im Einzelnen dazu befragt, ob sie bestimmte Helvetismen in der Standardsprache akzeptieren oder nicht, fällt das Urteil tendenziell kritisch aus. Diese Ambivalenz findet sich auch bei Lehrpersonen, die Helvetismen in vielen Fällen für Dialektinterferenzen halten, auch wenn sie lexikographisch als standardsprachlich ausgewiesen sind. Dabei zeigt sich jedoch, dass die kritischen Einstellungen gegenüber Helvetismen variieren je nachdem, welche Variationsebene (z.B. lautlich oder lexikalisch) und welche Repräsentationsform der Sprache (schriftlich oder mündlich) betroffen ist. Im Vortrag werden mögliche Gründe für die ambivalenten Einstellungen gegenüber den Helvetismen diskutiert.

Im letzten Teil des Vortrags wird darauf eingegangen, wann und wie Hochdeutsch in Deutschschweizer Bildungseinrichtungen verwendet wird.

Literatur

Christen, H. & Schmidlin, R. (2024). Deutsch. In E. Glaser, J. Kabatek & B. Sonnenhauser (Hrsg.), Sprachenräume Schweiz (S. 21-67). Tübingen: Narr Francke Attempto.

Davies, W. V., Häcki Buhofer, A., Schmidlin, R., Wagner, M. & Wyss, E. (Hrsg.) (2017). Standardsprache zwischen Norm und Praxis. Theoretische Betrachtungen, empirische Studien und sprachdidaktische Ausblicke. Tübingen: Narr Francke Attempto.

Luginbühl, M. & Schmidlin, R. (2023). «Müemer jetz würklich Hochdütsch rede?» Sprachwahl und Sprachwechsel in schulischen Gruppengesprächen. In S. Hauser & A. Schiesser (Hrsg.), Standarddeutsch und Dialekt in der Schule (S. 106-134). Bern: hep.

Schmidlin, R. (2011). Die Vielfalt des Deutschen: Standard und Variation. Gebrauch, Einschätzung und Kodifizierung einer plurizentrischen Sprache. Berlin, New York: de Gruyter.

Schmidlin, R. (2017). Ist Schweizerhochdeutsch auch Hochdeutsch? Im Prinzip ja... Babylonia 2/2017, 10-15.

Schmidlin, R. (2018). Innere Mehrsprachigkeit an Deutschschweizer Schulen – Hochdeutsch und Dialekt im Unterricht. In M. Dannerer & P. Mauser (Hrsg.), Formen der Mehrsprachigkeit in sekundären und tertiären Bildungskontexten: Verwendung, Rolle und Wahrnehmung von Sprachen und Varietäten (S. 27-46). Tübingen: Stauffenburg.

Schmidlin, R. (2022). Standard variation and linguistic attitudes in German-speaking Switzerland: From the etic to the emic perspective. In A. N. Lenz, B. Soukup & W. Koppensteiner (Eds.), Standard Languages in Germanic-Speaking Europe: Attitudes and Perception (pp. 97-120). Oslo: Novus Press.

  • Referentin: Prof. Dr. Regula Schmidlin, Universität Freiburg
  • Diskutantin: Dr. Stefanie Wyss, PH Luzern

Studierende, Dozierende, Forschende, Lehrpersonen und weitere Interessierte sind herzlich eingeladen, an der Ringvorlesung teilzunehmen.


Kontakt

Institutsleiterin ISB
Edina Krompák
Prof. Dr. phil.
Frohburgstrasse 3
6002 Luzern
edina.krompak@phlu.ch
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