Praxisbeispiel K-SEM: Umsetzung des Projekts «Schulen für alle» 

 Das Projekt «Schulen für alle» des Kantons Luzern (2023–2035) verfolgt das Ziel, die Volksschule an gesellschaftliche und technologische Veränderungen anzupassen. Mit den fünf Entwicklungs­schwerpunkten Entfalten, Befähigen, Gestalten, Begleiten und Vernetzen wird eine zukunftsfähige und inklusive Schule angestrebt. Das kontinuierliche Schulentwicklungsmodell (K-SEM) bietet hierbei einen strukturierten Rahmen für die zielgerichtete Umsetzung und ermöglicht eine multiperspektivische und wirkungsorientierte Schulentwicklung. 

Warum? (Sinn und Zweck der Schulentwicklung) 

Das Projekt «Schulen für alle» basiert auf der Überzeugung, dass Bildung individuell, chancengerecht und gesellschaftsnah gestaltet sein muss. Die Luzerner Volksschule soll alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von Herkunft oder persönlichen Voraussetzungen optimal fördern. 

Doch wo liegt das «Warum» dieses Projekts konkret für unsere Schule? 

  • Tun wir es nur, weil es vorgeschrieben ist?
  • Oder, weil es uns Sinn gibt und unserer Haltung entspricht?
  • Wie klar ist unsere Haltung dazu – und sind sich alle Beteiligten dieser bewusst?
  • Welche gesellschaftliche Verantwortung übernehmen wir als Schule – und wie rechtfertigen wir die finanziellen Investitionen?
  • Lohnt sich unsere Schulentwicklung langfristig, oder reagieren wir nur kurzfristig auf Trends?

Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen ist essenziell, um eine klare Vision und Motivation für die Schulentwicklung zu entwickeln. Sie kann in Teamgesprächen, Schulkonferenzen oder pädagogischen Tagen diskutiert werden, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten hinter den Veränderungen stehen. 

Was? (Ziele und Strategien der Schulentwicklung)

Basierend auf der Vision des Projekts wurden fünf zentrale Entwicklungsziele definiert: 

  • Entfalten: Schüler*innen individuell fördern und deren Potenziale stärken. 
  • Befähigen: Kompetenzen für die Zukunft vermitteln – sowohl fachlich als auch überfachlich. 
  • Gestalten: Flexible Bildungsangebote und Lernstrukturen ermöglichen. 
  • Begleiten: Lehrpersonen weiterbilden und ihre pädagogische Rolle stärken. 
  • Vernetzen: Schule als Teil der Gesellschaft begreifen und Kooperationen fördern. 

Hierbei ist eine kritische Reflexion über den aktuellen Stand wichtig: 

  • Was machen wir schon, damit unsere Schule eine «Schule für alle» ist?
  • Was sollte unsere Schule unbedingt bewahren?
  • Wie viel gestalten wir tatsächlich neu – und wo wären dringend Optimierungen nötig?
  • Mal Hand aufs Herz! Welchen «alten Zopf» würden wir gerne abschneiden? Was könnten wir längst abstossen?
  • Welche Strategien und Massnahmen sind langfristig tragfähig – und welche kosten viel, bringen aber wenig?
  • Wo müssen wir bewusst Prioritäten setzen, weil Ressourcen (Geld, Zeit, Personal) begrenzt sind?

Diese Fragen helfen, bewährte Elemente zu erhalten, aber auch notwendige Veränderungen anzustossen. Eine Schulentwicklungsklausur oder ein schulinterner Workshop könnte eine ideale Plattform bieten, um solche Reflexionen strukturiert anzugehen. 

Wie? (Umsetzung und Prozesssteuerung)

Die Umsetzung erfolgt durch gezielte Massnahmen auf Schul-, Gemeinde- und Kantonsebene:

  • Lehrplanintegration: Anpassung der Lehrpläne an individuelle Lernwege.
  • Neue Lernformen: Einführung digitaler Lernplattformen und flexibler Unterrichtsmethoden.
  • Weiterbildung für Lehrpersonen: Fortbildungen zu digitaler Bildung, Inklusion und individualisiertem Lernen.
  • Schulentwicklungsteams: Schulen richten eigene Teams ein, um Entwicklungsprozesse aktiv zu steuern.
  • Kooperation mit externen Partnern: Zusammenarbeit mit Hochschulen, Bildungsforschung und Verbänden.

Es folgt der Fokus auf die Menschen, Prozesse, Strukturen und Ressourcen innerhalb der Organisation: 

  • Wie setzen wir die Vorgaben, wie machen wir es, damit unsere Schule eine «Schule für alle» ist?
  • Wie können wir die Qualität unserer Schulentwicklung sichern, ohne dabei unnötig Ressourcen zu verschwenden?
  • Gibt es effizientere Wege, unsere Ziele zu erreichen – z. B. durch bessere Vernetzung oder technologische Unterstützung?

Eine aktive Auseinandersetzung mit diesen Fragen kann helfen, dass die Schule ihre Ziele auf eine nachhaltige und kohärente Weise erreicht und das Richtige richtig tut. 

Externe Einflüsse – Anspruchsgruppen & Gesellschaft, Wirtschaft, Technologie und Natur

Die Schule agiert nicht im luftleeren Raum, sondern wird von vielen externen Faktoren beeinflusst.

Erwartungen, Ansprüche und Vorgaben aus Bildungs-Praxis, -Forschung und -Politik:

  • Welche Synergien könnten wir mit Bildungspartner nutzen, um Schulentwicklung (kosten-)effizienter zu gestalten?
  • Welche Impulse aus der Bildungsforschung setzen wir bereits um – und wo gibt es Widerstände?
  • Wie können wir den Dialog mit der Politik verbessern, um praxisnahe Lösungen zu fördern?

Die Umweltsphären: Externe Einflüsse auf die Schulentwicklung 

  • Welchen Einfluss hat die Technologie auf unsere Schule?
  • Wie steht es um die Passung unserer Schule in unser soziales Umfeld?
  • Wie sieht «die Wirtschaft» unsere Schule – und wie möchten wir als Bildungseinrichtung wahrgenommen werden?

Diese Fragen verdeutlichen, dass Schulentwicklung nicht nur eine interne Angelegenheit ist, sondern durch externe Faktoren wie zum Beispiel die Erwartungen und Bedürfnisse der externen Anspruchsgruppen und/oder durch veränderte Umweltfaktoren beeinflusst wird. Eine gezielte Zusammenarbeit mit Unternehmen, Hochschulen und der Zivilgesellschaft kann helfen, Synergien zu schaffen und Schule als wichtigen gesellschaftlichen Akteur zu positionieren.

Kontinuierliche Entwicklung der Schule als Chance

Im Rahmen der kontinuierlichen Schulentwicklung ist es entscheidend, regelmässig zu überprüfen, welche Elemente bewahrt, optimiert, abgestossen oder neu gestaltet werden sollten. Ein regelmässiger «Ist-Soll-Abgleich» durch Evaluationen, Feedbackgespräche mit Anspruchsgruppen oder Teamreflexionen kann helfen, Schulentwicklungsmassnahmen begründet zu initiieren, abgestimmt zu planen, gezielt zu steuern und bewusst abzuschliessen. 


Kontakt

Studiengangsleiter und Dozent
Roger Küng
lic. phil.
Frohburgstrasse 3
6002 Luzern
roger.kueng@phlu.ch
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