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Das Institut für Professions- und Unterrichtsforschung (IPU) blickt auf das Corona-Jahr 2020 zurück.
Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ab März 2020 haben die laufenden Projekte am IPU mit zwei Ausnahmen nur wenig tangiert. Jedoch waren alle Mitarbeitenden im Rahmen ihrer Aufträge in der Aus- und Weiterbildung mit der notwendigen Umstellung auf digitale Lehr-/und Prüfungsformen stark gefordert. Das Lernen und Lehren in digitalen Räumen hat bei Dozierenden wie Studierenden eine Kompetenzerweiterung in den sogenannten digital skills ausgelöst. Die hochschuldidaktische Reflexion der Chancen und Risiken digitaler Lehr-/Lernformen, sowie die Prüfung wirksamer, auch digitaler Lerngelegenheiten für den Kompetenzaufbau in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung muss nun folgen.
Im Schwerpunkt Unterrichtsforschung starteten wir ein Pilotprojekt zur Unterrichtsentwicklung mit neuen Medien in Zusammenarbeit mit Lehrpersonen der Primarstufe Schule Horw (Projektleitung Cornelia Dinsleder). Über die geleitete Analyse eigener Unterrichtsvideos versuchten wir gemeinsam mit einem Experten aus der Fachdidaktik Deutsch qualitative Entwicklungen in der laufenden Unterrichtspraxis von Lehrpersonen anzustossen. Eine kontinuierliche Arbeit im Rahmen der Weiterbildung war leider nur schwer möglich. Termine mussten verschoben werden und die Prioritäten lagen bei den Lehrpersonen verständlicherweise bei der Organisation ihres Unterrichts in Zeiten von Corona. Auch wenn dieses Weiterbildungsprojekt durch die Corona Situation stark beeinträchtigt wurde, so zeigte sich doch, dass kollegiale Unterrichtsentwicklung mit Fokus auf den lernwirksamen Einsatz neuer Medien über die Frage «what works» deutlich hinausgeht. Das sich Einlassen-Können auf eine kooperative Weiterentwicklung des eigenen Unterrichts und die wiederholten Fragen nach sichtbaren «Qualitäten» fachdidaktischer Aufgabenstellungen und der Lernbegleitungen braucht wechselseitiges Vertrauen und Zeit. Kurze Weiterbildungssequenzen bieten das gerade nicht.
Die Zusammenarbeit von Hochschule und Schulen konnte im Projekt «Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit Praxisschule» (Projektleitung Marcel Bühlmann) deutlich ausgebaut werden. Acht Primarschulen, die Koordinierungspersonen und Praxislehrpersonen dieser Schulen, 16 Mentoratsdozierende und ihre Studierenden haben sich neu auf kooperative Praktikumsformate verständigt: weniger «vormachen- nachmachen- besser machen», sondern in gemeinsamer Vorbereitung den Unterricht mit Fokus auf die Lernprozesse der Kinder planen, durchführen und reflektieren. Aus dem Strategieprojekt mit Laufzeit bis Ende August 2022 konnten bereits wichtige Impulse für die schulpraktischen Ausbildungsteile der Hochschule gewonnen werden. Geplant ist ein Projekttreffen mit allen Beteiligten im Herbst 2021, das dann hoffentlich im Präsenzmodus wird stattfinden können.
Letztlich lernen wir immer in «Räumen», seien sie real, wie das Schulzimmer, der Gruppenraum oder der Seminarraum, oder auch - zunehmend - digital, wie die «Räume» einer digitalen Lernplattform mit seinen dort abgelegten Videos, links ins www, digitalen Aufgabenstellungen in Zoom Meetings oder abgelegten Dokumenten. In Zusammenarbeit mit internationalen Partnerinnen und Partnern, mitfinanziert über die Stiftung Movetia erarbeiten wir im EU Projekt LEA (Projektleitung Cornelia Dinsleder) Materialien für die Unterstützung und Kompetenzerweiterung für Planungs- und Entscheidungsprozesse im Bereich von Schulumbau und Schulneubauten. Die Projektziele umfassen u.a. ein «Lernraumlabor», d.h. ein Projektwoche zum Thema an einer Schule mit anstehendem Bauvorhaben und die Unterstützung der Lernraumentwicklung im Rahmen des Luzerner Neubauprojekts Campus Horw mit Fokus auf partizipative Prozesse der verschiedenen Akteursgruppen. Der Bedeutung räumlicher Dimension für schulpädagogische Fragestellungen werden wir am Institut in den kommenden Jahren forschend und entwickelnd mehr Raum geben.
Im Schwerpunkt Professionsforschung steht der Umgang mit Unterrichtsstörungen weiterhin im Zentrum der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Das geplante binationale Projekt (CH Projektleitung, Irina Rosa Kumschick) musste zeitlich verschoben werden, der Projektantrag der Forscherinnengruppe konnte über die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) nicht finanziert werden. Für Frühjahr 2021 ist nun eine Eingabe der Schweizer Studie beim SNF (Schweizer Nationalfonds) geplant. Sollte die Coronasituation über den Herbst 2021 hinaus andauern, so wäre die Entwicklung und Überprüfung des entwickelten Verhaltenstrainings im Umgang mit Unterrichtsstörungen ernsthaft gefährdet.
Lehre und Forschung stärker wechselseitig aufeinander zu beziehen ist ein wichtiges Anliegen der Pädagogischen Hochschulen. Am IPU konnten zwei Projektgruppen, besetzt mit Forschenden und Dozierenden an selbst gewählten Fragestellungen arbeiten. Eines der beiden Projekte (Designprozess+). entwickelt forschungsbasiert Lernumgebungen für den interdisziplinären, fächerübergreifenden Kompetenzaufbau im Studiengang Sekundarstufe. Das zweite Projekt interessiert sich für die Bedingungen eines lernwirksamen Einsatzes von Tablets im Zyklus 1 im Umfeld einer Spiel-Lernumgebung zum Thema Bauen. Leider musste auch hier die Datenerhebungsphase in zwei Kindergärten aufgrund der Corona Situation verschoben werden.
Über die Publikationstätigkeit im Jahr 2020 wird an anderer Stelle berichtet. Zu erwähnen ist, dass der Tagungsband zur Tagung «Pädagogische Hochschulen in ihrer Entwicklung» vom November 2019 im Sommer 2020 veröffentlicht werden konnte. Dieses Engagement für überregionale Fragestellungen zugunsten der Weiterentwicklung unseres Hochschultyps fand allgemein eine sehr gute Resonanz.
Kurz vor Jahresschluss erreichte uns der Entscheid von swissuniversities, dass ein zusammen mit der Hochschule Luzern verantwortetes Projekt zur Weiterentwicklung des «Doppelten Kompetenzprofils» von Dozierenden bewilligt wurde. Das Weiterdenken aus den Ergebnissen der schweizweiten Dozierendenbefragung – ebenfalls ein Gemeinschaftsprojekt von PH und Hochschule – zahlte sich hier aus.