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Dozentin Andrea Maria Schmid hat gleich drei verschiedene Arbeitsplätze an der PH Luzern. Egal ob in der Ausbildung, der Weiterbildung oder der Forschung, überall arbeitet sie an Themen, die mit der Digitalisierung zu tun haben. Sogar in ihrem liebsten Hobby – der Musik – hält die Digitalisierung Einzug.
Zwei Sechstklässlerinnen stehen um ihr Pult und probieren «Roberta» zu programmieren. In grosser Eile setzt das eine Mädchen den Lego-Roboter auf den Boden und ruft: «Frau Schmid, können Sie kurz schauen?» Nachdem der Roboter exakt einen Kreis gefahren ist, hüpft das eine Mädchen vor Freude in die Luft und das andere klatscht glücklich in die Hände. Andrea Maria Schmid kann sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen und sagt: «Sehr gut, nun dürft ihr die nächste Aufgabe lösen!» Sofort stecken die Mädchen ihre Nasen wieder ins Aufgabenblatt.
Am «Robotiktag», an dem jährlich zehn Luzerner Schulklassen unter anderem spielerisch ans Programmieren herangeführt werden, gibt es selten jemanden, den das Thema nicht packt. Durch eine aktive Auseinandersetzung mit diversen Problemlöseprozessen sind positive Erfahrungen im informatisch-technischen Bereich garantiert und die Schülerinnen und Schüler bauen spielerisch Kompetenzen im Bereich Medien und Informatik (siehe auch Lehrplan 21) auf. «Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Jungen wie Mädchen gleichauf begeistert sind vom Robotiktag», erklärt Andrea Maria Schmid, die als zertifizierte Roberta®-Ausbildnerin für die Planung und Umsetzung mitverantwortlich ist.
Das Interesse, mit welchem die Mädchen am Robotiktag zu Werke gehen, beweist, dass Robotik oder Informatik keineswegs den Männern vorbehalten ist – so auch an der PH Luzern. Andrea Maria Schmid ist als Fachfrau nicht nur in der Ausbildung sondern auch in der Weiterbildung und der Forschung in digitale Projekte verstrickt. Dies hätte sie vor zehn Jahren noch nicht gedacht: Als sie ihr SEK-I-Lehrerinnen-Studium an der PH Luzern begann, hatte sie bei der Fächerwahl Bedenken. «Ich hatte noch kaum Kontakt mit der Informatik und fragte mich: Informatik, Physik und Technik, kann ich das überhaupt?» Den Mut, die MINT-Fächer Informatik und Naturwissenschaften dennoch zu wählen, bereute sie nicht – im Gegenteil: «Während des Studiums hatte ich immer wieder Aha-Erlebnisse. So wollte ich immer noch mehr zu den einzelnen Themen wissen und erarbeitete sie mir auch selbständig in der Freizeit.»
Bereits während ihrer Lehrerinnenausbildung begann sie parallel zu unterrichten. Und nach dem Masterabschluss absolvierte sie für den MAS e-Learning and Knowledgemanagement den CAS e-Learning Design an der PH Luzern und den CAS Knowledge Management sowie den CAS e-Learning am IKF Luzern. «Die Digitalisierung ist ein Thema, das mich stark interessiert – in meinem Arbeitsalltag an der PH ebenso wie im Unterricht.»
Dass die Digitalisierung im Unterricht immer wichtiger wird, liegt auch am Lehrplan 21. Nebst informatischen Kompetenzen sollen auch die Medien- und Anwendungskompetenzen der Schulkinder nun intensiver gefördert werden, was Andrea Maria Schmid wichtig findet: «Auch Kinder müssen die Anwendung und Wirkungen analoger und digitaler Medien erst erlernen. Dabei hilft neben dem kindlichen Drang Sachen auszuprobieren auch eine Lehrperson ohne Berührungsängste, die zielgerichtet den Lernprozess anregt und unterstützt».
Viele Lehrpersonen spielen in den Schulzimmern das Digitale gegen das Analoge aus. «Dieses Entweder-oder-Denken ist falsch», sagt Andrea Maria Schmid klar. «Beides hat nebeneinander Platz.» Dazu bedürfe es aber auch einer gewissen Offenheit digitalen Medien gegenüber – «und die Lehrpersonen müssen unterstützt werden», ist die Dozentin überzeugt. Sie selbst sei während ihrer Ausbildung nur punktuell auf digitale Medien im Unterricht vorbereitet worden. «Das ist zwar heute besser geworden, hat aber leider noch immer nicht den wünschenswerten Stellenwert.»
Ziel sei es, dass PH-Absolvierende beispielsweise sicher sind, wann und wie sie ein digitales Gerät, wie ein Notebook, Tablet oder Smartphone, im täglichen Unterricht sinnvoll einsetzen können. «Ich fände es auch wichtig, dass Lehrpersonen wissen, welche Unterstützung sie in diesem Bereich erhalten können – zum Beispiel im Schulteam selbst oder von der PH Luzern mit ihren Dienstleistungen und Weiterbildungsmöglichkeiten.»
Neben den Robotiktagen können Schulkinder beispielsweise auch mit Minibiber oder XLOGO die Informatik entdecken. Auch hier ist Andrea Maria Schmid jeweils im Projektteam. An der PH Luzern hat sie mehrere Mandate inne – und nutzt dafür drei verschiedene Arbeitsplätze: So ist sie als Dozentin für Medien und Informatik und deren Didaktik sowie in den Naturwissenschaften angestellt. Gleichzeitig amtete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Fachdidaktik Natur, Mensch, Gesellschaft. Sie ist ebenso Lehrplan-21-Weiterbildnerin der obligatorischen Intensivhalbtage Medien und Informatik und forscht im MINT-Bereich.
Hier schreibt sie auch an ihrer Doktorarbeit zum Thema «Kontexte aus der technischen Forschung für das Lehramtsstudium» und ist unter anderem an Projekten zu «Augmented Reality in der Physikdidaktik» sowie zu «Gendergerechter Natur- und Technikunterricht» beteiligt. «Dass ich durch all diese verschiedenen Tätigkeiten an der PH Luzern zwischen meinen drei Arbeitsplätzen in drei verschiedenen Gebäuden hin- und herwechseln muss, empfinde ich mehr als Bereicherung denn als Last», so Andrea Maria Schmid, die daneben noch in einem Kleinstpensum als SEK-I-Lehrerin in Reiden tätig ist.
Durch ihre verschiedenen Tätigkeitsfelder sieht Andrea Maria Schmid auch, wie die Digitalisierung in der Lehrpersonenausbildung einen immer höheren Stellenwert bekommt. «Die PH Luzern ist auf einem guten Weg, aber alle Mitarbeitenden müssen sich bewusster als Teil dieses Entwicklungsprozesses wahrnehmen und entsprechend handeln», so ihr Urteil. So gäbe es in der Ausbildung zunehmend Seminare, bei welchen die Studierenden gezielt ihre persönlichen digitalen Geräte einsetzen (Bring your own Device) und reflektieren oder immer mehr Vorlesungen würden aufgezeichnet. «Ebenfalls positiv finde ich, dass die Fachstelle Eduweb dem Prorektorat Forschung angegliedert wird oder dass das Ausbildungsplenum 2019 sich dem Schwerpunkt Digitalisierung widmete.»
Dass die Digitalisierung ein immer zentralerer Bestandteil der Gesellschaft wird, zeigt sich auch bei Andrea Maria Schmids liebstem Hobby: Sie ist stolzes Mitglied der Musikgesellschaft Konkordia Egerkingen und ein Teil der Musikkommission. Erlernt die rund 65-köpfige Musikformation der 1. Stärkeklasse ein neues Stück, werden die Noten nur noch digital zur Verfügung gestellt. «Die Zeit, als wir ausgedruckte Noten abgaben, ist definitiv vorbei», sagt Andrea Maria Schmid lachend. Wenn einzelne Mitglieder Mühe mit den digitalen Medien hätten, würde man sich helfen. Während der wöchentlichen Probe hat die Digitalisierung bei Andrea Maria Schmid aber Pause: «Ich schalte mein Handy ab und bin dann für einmal nicht erreichbar. Nur so kann ich die Probe richtig geniessen.»