Zentrum Theaterpädagogik: Jahresrückblick 2022

Ob die Ästhetische Bildung tatsächlich applaudiert, wenn überfachliche Kompetenzen und Unverbindlichkeit zusammen auf die Bühne treten? Ein Einblick in drei Akten. 

1. Akt

Ästhetische Bildung fängt da an, wo der Alltag unterbrochen wird. Wo Gewohntes befragt wird. Da, wo die Aufmerksamkeit auf die eigene sinnliche Wahrnehmung gerichtet ist und über ästhetisches Empfinden sinnliche Erfahrungen möglich sind. Da, wo für Augenblicke der Fokus nach innen gerichtet und wahrgenommen wird, dass das Herz viel schneller klopft als sonst. Zum Beispiel. Wenn eine sinnliche Erfahrung bewusst wahrgenommen wird und diese eine Emotion, Neugier oder eine Idee auslöst, kann daraus ein künstlerischer Gestaltungsprozess entstehen. Vielleicht erwächst aus dem bewusst wahrgenommenen Herzschlag die Idee, den eigenen Herzschlag tänzerisch zum Ausdruck bringen, ihn musikalisch wiederzugeben, bildlich festzuhalten oder als «Monolog des Herzklopfens» niederzuschreiben. Gelingt es, diese ästhetischen Erfahrungen zu reflektieren und durch neue Erkenntnisse das subjektive Weltverständnis zu verändern, dann applaudiert die Ästhetische Bildung.

Und so scheint es auf der applaudierenden Hand zu liegen: Die überfachlichen Kompetenzen kommen ins Spiel. Nämlich dann, wenn selbstreflexives Handeln, Selbstständigkeit und Eigenständigkeit als wichtige Persönlichkeitsmerkmale angesehen werden. Wenn die Entwicklung des Subjekts als soziales Wesen im Zentrum steht und versucht wird, der Welt reflexiv gegenüberzutreten. Oder wenn ein Dialog entsteht und dieser kooperations- und konfliktfähig dazu führt, Vielfalt als das Verbindende zu verstehen. In Verbindung mit sich und der Welt. Als Verbindung zwischen vorher und nachher. Zwischen Erfahrung und Reflexion neue Erkenntnisse ermöglichend.

Auch jene der Verbindung zwischen Ästhetischer Bildung und überfachlichen Kompetenzen.

Doch was ist mit der Verbindlichkeit passiert? Und was mit dem Verbindenden. Der Bindung? Verbindlichkeit oder Unverbindlichkeit? Das ist nun die Frage. Oder noch anders gefragt: Wann ist Unverbindlichkeit sinnvoll und wann sollte sie durch Verbindlichkeit abgelöst, diese eingefordert werden? Denn Fakt ist: In den vergangenen Jahren liess sich eine zunehmende Tendenz feststellen – die Tendenz zur Unverbindlichkeit. 

Und da, da wird der Applaus doch plötzlich deutlich zögerlich, leise. Umso wichtiger also, dem Applaus wieder eine Bühne zu geben.

2. Akt 

3. Akt

Mit Blick auf die gewonnenen Fazite sind wir mehr als zuversichtlich und bleiben dran: führen Dialoge, suchen neue Verbindungen, gestalten mit künstlerischen Verfahrensweisen subjektbildende Settings und schaffen der Zukunftskompetenz Kreativität neue Räume. Im Zentrum steht dabei, dass Verbindlichkeit als Notwendigkeit erfahren werden kann und überfachliche Kompetenzen in ästhetisch bildenden Handlungsfeldern ihre Wirkungskraft mit neuer Aufmerksamkeit entfalten können. Was bleibt: die Zeit. Die Zeit, die es sich zu nehmen und zu geben gilt, Verbindungen einzugehen. Zeit, über den Fächern zu fliegen und neue Verbindungen einzugehen mit dem, was entsteht. Zeit für den Applaus.

Ausblick

  • Veröffentlichung des Lehr-Lernmittels «Die Ideenreichen», eine umfangreiche Sammlung kreativer und theaterpädagogischer Gestaltungs- und Spielformen. 8 Begleitbroschüren zum Lehrmittel «Die Sprachstarken».
  • Neues Workshop-Angebot für Lehrpersonen, Schulklassen, LP-Teams zum neuen Lehr-Lernmittel «Die Ideenreichen»
  • PerlenderZeit: Projekt 2 im Frühling 2023 / Projekt 3 im Herbst 2023
  • 35. Luzerner Schultheatertage zum Thema «ZEIT…LOS!», 30. Mai – 2. Juni 2023
  • Kooperationen mit den Schulen Sempach, Hochdorf und Neuenkirch
  • Theaterclub, Premiere 27. April 2023

Timeline


Kontakt

Leiterin Zentrum Theaterpädagogik
Ursula Ulrich
MA ZFH
Sentimatt 1
6003 Luzern
ursula.ulrich@phlu.ch
Portrait
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